Atemaussetzer nachts: Ursachen, Risiken und wirksame Behandlungsmöglichkeiten

Du wachst mitten in der Nacht auf, nach Luft schnappend, oder dein Partner berichtet besorgt, dass du im Schlaf aufhörst zu atmen. Atemaussetzer nachts sind mehr als nur ein lästiges Schlafproblem – sie können ein ernstes Gesundheitsrisiko darstellen. Diese kurzen Phasen, in denen die Atmung während des Schlafs aussetzt, betreffen Millionen Menschen, oft ohne dass sie es selbst bemerken. Viele leiden jahrelang unter den Folgen wie Tagesmüdigkeit und Konzentrationsproblemen, ohne die wahre Ursache zu kennen. Doch was steckt hinter nächtlichen Atemaussetzern und wann solltest du aktiv werden?

Was sind Atemaussetzer nachts?

Nächtliche Atemaussetzer, medizinisch als Schlafapnoe bezeichnet, sind kurzzeitige Unterbrechungen der Atmung während des Schlafs. Diese Atemaussetzer beim Schlafen können von wenigen Sekunden bis zu mehr als einer Minute dauern und sich mehrmals pro Stunde wiederholen. Dabei unterscheidet man zwischen drei Hauptformen:

Bei der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) erschlaffen die Muskeln im Rachenraum, wodurch die Atemwege teilweise oder vollständig blockiert werden. Dies ist die häufigste Form und betrifft etwa 80% aller Fälle.

Die zentrale Schlafapnoe entsteht durch Störungen im Atemzentrum des Gehirns. Hier fehlt der Impuls zum Atmen, obwohl die Atemwege frei sind.

Bei der komplexen oder gemischten Schlafapnoe liegen Elemente beider Formen vor.

Typische Atemaussetzer dauern 10-30 Sekunden, können aber auch länger anhalten. Als klinisch relevant gelten mehr als fünf Atemaussetzer pro Stunde. Zur Beurteilung des Schweregrads dient der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI), der die durchschnittliche Anzahl der Atemaussetzer und Atempausen mit verminderter Atmung (Hypopnoen) pro Stunde angibt:

  • Leicht: 5-15 Ereignisse pro Stunde
  • Mittel: 15-30 Ereignisse pro Stunde
  • Schwer: mehr als 30 Ereignisse pro Stunde

Häufige Ursachen für nächtliche Atemaussetzer

Die Entstehung von Atemaussetzern hat verschiedene Gründe. Anatomische Faktoren spielen eine wesentliche Rolle: Verengte Atemwege, vergrößerte Mandeln oder eine Nasenseptumdeviation können die Luftzufuhr behindern.

Übergewicht ist ein besonders häufiger Risikofaktor. Überschüssiges Fettgewebe im Hals- und Rachenbereich verengt die Atemwege zusätzlich und erhöht den Druck auf die Atemwege, besonders in der Rückenlage.

Die genetische Veranlagung beeinflusst ebenfalls dein Risiko. Hast du Verwandte ersten Grades mit Schlafapnoe, ist deine Wahrscheinlichkeit für diese Erkrankung etwa doppelt so hoch.

Alkohol und bestimmte Medikamente, insbesondere Schlaf- und Beruhigungsmittel, entspannen die Rachenmuskulatur zusätzlich und können dadurch Atemaussetzer begünstigen oder verschlimmern.

Hormonelle Einflüsse spielen ebenfalls eine Rolle. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann durch Gewebsveränderungen zu Atemaussetzern führen. Bei Frauen steigt das Risiko nach der Menopause durch den veränderten Hormonspiegel deutlich an.

Mit zunehmendem Alter verlieren die Muskeln an Spannung, und das Gewebe wird schlaffer. Diese altersspezifischen Veränderungen erhöhen das Risiko für Atemaussetzer, besonders ab dem 40. Lebensjahr.

Typische Symptome und Anzeichen erkennen

Das auffälligste Anzeichen für Schlafapnoe ist lautes Atmen im Schlaf oder Schnarchen. Allerdings ist nicht jedes Schnarchen ein Hinweis auf Schlafapnoe. Typisch für Schlafapnoe sind besonders laute Schnarchgeräusche mit unregelmäßigen Pausen, gefolgt von Schnapp- oder Erstickungsgeräuschen.

Trotz ausreichender Schlafzeit fühlst du dich möglicherweise ständig müde und erschöpft. Diese Tagesmüdigkeit entsteht, weil die Atemaussetzer dich aus den erholsamen Schlafphasen und ihrer Bedeutung reißen, ohne dass du es bewusst bemerkst.

Morgendliche Kopfschmerzen und ein trockener Mund beim Aufwachen sind weitere typische Symptome. Sie entstehen durch den Sauerstoffmangel während der Nacht und die häufige Mundatmung.

Viele Betroffene leiden unter Konzentrations- und Gedächtnisproblemen, die sich im Alltag und Berufsleben bemerkbar machen. Auch Stimmungsschwankungen und erhöhte Reizbarkeit können auf Schlafapnoe hindeuten.

Ein besonders alarmierendes Symptom ist das nächtliche Aufwachen mit Atemnot oder Erstickungsgefühl. Dies tritt auf, wenn der Körper auf einen längeren Atemaussetzer mit einer Weckreaktion reagiert.

Oft bemerken Partner die Anzeichen zuerst: Sie hören das unregelmäßige Schnarchen, die Atempausen und das plötzliche Luftschnappen. Manche beobachten sogar, dass der Partner kurzzeitig aufhört zu atmen.

Gesundheitliche Risiken bei unbehandelten Atemaussetzern

Unbehandelte Atemaussetzer belasten dein Herz-Kreislauf-System erheblich. Der wiederholte Sauerstoffmangel und die Aufwachreaktionen führen zu Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen. Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt deutlich an – bei schwerer Schlafapnoe um das Zwei- bis Dreifache.

Auch dein Stoffwechsel leidet: Die Schlafstörung beeinflusst den Glukosestoffwechsel und erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes. Zudem wird die Gewichtsabnahme erschwert, was einen Teufelskreis erzeugen kann.

Die kognitive Funktion wird durch den fragmentierten Schlaf und den nächtlichen Sauerstoffmangel beeinträchtigt. Gedächtnisprobleme, verminderte Konzentrationsfähigkeit und ein erhöhtes Risiko für Schlafprobleme bei Depression können die Folge sein.

Die Lebensqualität sinkt durch ständige Müdigkeit, eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Reizbarkeit. Dies belastet auch Partnerschaften und soziale Beziehungen.

Besonders gefährlich ist das erhöhte Unfallrisiko: Die Tagesmüdigkeit verlangsamt deine Reaktionszeit und vermindert deine Aufmerksamkeit – das Unfallrisiko im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz steigt um das Zwei- bis Siebenfache.

Wann solltest du zum Arzt gehen?

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn du regelmäßig unter Tagesmüdigkeit leidest, obwohl du ausreichend schläfst, oder wenn dein Partner beobachtet, dass du im Schlaf wiederholt aufhörst zu atmen. Sofort zum Arzt solltest du, wenn du nachts mit Erstickungsgefühl aufwachst oder unter unerklärlichen Herzrhythmusstörungen leidest.

Die richtigen Ansprechpartner sind zunächst Hausärzte, die dich bei Verdacht an Spezialisten überweisen: Pneumologen (Lungenärzte), HNO-Ärzte oder Schlafmediziner. In Schlafzentren arbeiten oft interdisziplinäre Teams zusammen.

Bei der Diagnose wird zunächst eine ausführliche Schlafanamnese erhoben. Du wirst nach deinen Schlafgewohnheiten, Symptomen und Risikofaktoren befragt. Ein Schlaftagebuch über ein bis zwei Wochen kann wertvolle Hinweise liefern.

Die Standarduntersuchung ist die Polysomnographie im Schlaflabor. Dabei verbringst du ein bis zwei Nächte im Schlaflabor, während verschiedene Körperfunktionen gemessen werden: Hirnströme, Augenbewegungen, Muskelspannung, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung im Blut, Atemfluss und Atembewegungen. Diese Untersuchung liefert detaillierte Informationen über deinen Schlaf und eventuelle Atemaussetzer.

Als Alternative gibt es ambulante Diagnosemöglichkeiten mit tragbaren Geräten, die du zu Hause nutzen kannst. Diese messen weniger Parameter als die Polysomnographie, sind aber oft ausreichend für eine erste Einschätzung.

7 wirksame Behandlungsmethoden bei Atemaussetzern

Die CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) ist der Goldstandard bei mittlerer bis schwerer obstruktiver Schlafapnoe. Ein Gerät erzeugt einen kontinuierlichen Luftdruck, der über eine Maske in deine Atemwege geleitet wird und diese offenhält. Die Wirksamkeit ist hervorragend, allerdings benötigen viele Nutzer eine Eingewöhnungsphase von einigen Wochen.

Unterkieferprotrusionsschienen sind eine gute Alternative bei leichter bis mittlerer Schlafapnoe oder wenn du die CPAP-Therapie nicht verträgst. Diese vom Zahnarzt angefertigten Schienen schieben den Unterkiefer leicht nach vorne, wodurch die Atemwege offengehalten werden.

Chirurgische Eingriffe kommen in Betracht, wenn anatomische Probleme wie vergrößerte Mandeln, Polypen oder eine ausgeprägte Nasenseptumdeviation vorliegen. Neuere Verfahren wie die Zungengrundverkleinerung oder Implantate zur Stabilisierung des Gaumensegels können bei geeigneten Patienten hilfreich sein.

Gewichtsreduktion kann bei übergewichtigen Patienten zu einer deutlichen Verbesserung führen. Schon ein Gewichtsverlust von 10% kann die Anzahl der Atemaussetzer um 26% oder mehr reduzieren.

Positionstraining hilft bei lageabhängiger Schlafapnoe, bei der die Atemaussetzer hauptsächlich in Rückenlage auftreten. Spezielle Rucksäcke, Westen oder elektronische Geräte verhindern das Schlafen auf dem Rücken.

Atemübungen und gezieltes Training der Rachenmuskulatur können die Muskelspannung verbessern und so leichte Formen der Schlafapnoe reduzieren. Didgeridoo-Spielen hat sich in Studien als überraschend wirksam erwiesen.

Lebensstiländerungen unterstützen jede Therapie: Regelmäßiger Biorhythmus und Schlaf, Verzicht auf Alkohol und Nikotin, besonders vor dem Schlafengehen, sowie regelmäßige Bewegung verbessern die Schlafqualität.

Selbsthilfemaßnahmen für besseren Schlaf trotz Atemaussetzer

Die richtige Schlafposition kann einen großen Unterschied machen. Die Seitenlage verhindert das Zurückfallen der Zunge und hält die Atemwege freier. Spezielle Kissen können dir helfen, diese Position beizubehalten.

Eine gute Schlafhygiene ist grundlegend: Halte regelmäßige Schlafzeiten ein und sorge für eine schlaffördernde Umgebung – dunkel, kühl und ruhig. Vermeide elektronische Geräte mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen.

Verzichte auf Alkohol und Beruhigungsmittel vor dem Schlafengehen, da sie die Rachenmuskulatur entspannen und Atemaussetzer verstärken können. Auch Nikotin wirkt stimulierend und stört den Schlaf.

Passe deine Ernährungsgewohnheiten an: Vermeide schwere Mahlzeiten am Abend und achte auf dein Gewicht. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten unterstützt die Gewichtskontrolle.

Praktische Hilfsmittel können den Schlaf verbessern: Keilkissen erhöhen den Oberkörper und erleichtern die Atmung. Nasenpflaster oder -dilatatoren können die Nasenatmung verbessern, wenn Nasenprobleme zu den Atemaussetzern beitragen.

Wenn du ein CPAP-Gerät nutzt, mache es zu deinem täglichen Begleiter. Reinige die Maske regelmäßig und passe sie bei Bedarf an. Für Reisen gibt es kompakte Reise-CPAP-Geräte oder Adapter für den internationalen Einsatz.

Atemaussetzer bei Kindern – ein besonderes Thema

Schlafapnoe bei Kindern unterscheidet sich von der Erwachsenenform. Während bei Erwachsenen oft Übergewicht eine Rolle spielt, sind bei Kindern meist vergrößerte Mandeln oder Polypen die Ursache. Auch leichtere Atemaussetzer können bei Kindern bereits zu erheblichen Problemen führen.

Die Symptome äußern sich anders: Statt offensichtlicher Tagesmüdigkeit zeigen Kinder oft Hyperaktivität, Konzentrationsprobleme oder Verhaltensauffälligkeiten, die leicht mit ADHS verwechselt werden können. Weitere Anzeichen sind Bettnässen, übermäßiges Schwitzen im Schlaf und ungewöhnliche Schlafpositionen.

Die häufigste Ursache bei Kindern sind vergrößerte Mandeln und Adenoide (Polypen), die die oberen Atemwege verengen. Aber auch kraniofaziale Anomalien, Übergewicht oder neuromuskuläre Erkrankungen können Atemaussetzer verursachen.

Die Diagnose erfolgt ähnlich wie bei Erwachsenen meist durch eine Überweisung an Spezialisten, etwa Kinderärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte oder Schlafmediziner mit Erfahrung in der Pädiatrie. Dabei kann eine polysomnographische Untersuchung (Schlaflabor) notwendig sein, bei der die Atmung, Sauerstoffsättigung und andere Parameter während des Schlafes gemessen werden. Da der Apnoe-Hypopnoe-Index (Anzahl der Atemaussetzer pro Stunde) bei Kindern niedriger angesetzt wird als bei Erwachsenen, ist eine frühzeitige Abklärung wichtig.

Die Behandlung richtet sich nach Ursache und Schweregrad. Häufig wird bei vergrößerten Mandeln und Polypen eine operative Entfernung empfohlen, um die Atemwege zu befreien. In manchen Fällen können auch andere Therapien wie eine kontinuierliche positive Atemwegsdruckbehandlung (CPAP) oder therapeutische Maßnahmen zur Verbesserung der Schlafqualität zum Einsatz kommen. Da unbehandelte Schlafapnoe die Entwicklung und das Wohlbefinden des Kindes stark beeinträchtigen kann, sollten Eltern bei Verdacht frühzeitig ärztlichen Rat suchen.

Nächtliche Atemaussetzer richtig behandeln

Nächtliche Atemaussetzer sind keine Lappalie, sondern ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem, das behandelt werden sollte. Mit der richtigen Diagnose und individuell angepasster Therapie kannst du wieder zu erholsamem Schlaf und mehr Lebensqualität finden. Zögere nicht, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn du Anzeichen von Schlafapnoe bei dir bemerkst – dein Körper wird es dir danken.